Der Innenhof von Göttergnad

Der Innenhof der Burg, mit Zugang zu den Stallungen, den Wohnbereichen und den Unterkünften der Bediensteten

cf: Straßen von Dorne

Sie kamen tatsächlich spätabends in Göttergnad an. Die große Hitze des Tages war einer immer stärker werdenden klammen Kälte gewichen, weshalb Osric spätestens ab da an den Umhang von seinen Schultern entfernte um ihn um Anicias Schultern zu legen. Und als sie dann wie in einem Triumphzug Einzug in den Sitz der Allyrions hielten, begann Osric die gaffenden Blicke der Menschen auf den Straßen auf Anicia zu geniessen, die zu seiner rechten in einen purpurnen Umhang in den Farben des Hauses Dayn gehüllt war. Ja Osric wollte das die Leute sahen wie hier der Hase lief. Er mochte Anicia versprochen haben sich vor ihren Eltern höflich zu verhalten. Zumindest nicht so wie bei den Tolands. Das sah er wohl ein. Nichtsdestotrotz wollte er unmissverständlich klar machen, dass Anicia jetzt seine Mätresse war. Göttergnad wiederum war ein sich ergießender Fluss aus schmutzig ockergelben dornischen Häusern, die sich unterhalb der Burg des Hauses Allyrion neben dem Grünblut-Fluss aufbauten. Der Ritter musste den Kopf leicht in den Nacken legen um die hoch aufsteigende Straße die zu dem Torhaus hinaufführte im Blick zu behalten. Sie hatten die Stadt gerade hinter sich, als sie schon durch das staubige Burgtor einritten. Überall sah Osric das Banner von Anicias Haus wehen. Eine gelbe Hand auf einem roten und einem schwarzen Kreuz, die sich beide gegenseitig schnitten. Wieder zogen er und seine Mätresse viele Blicke auf sich. Insbesondere von dem Empfangskomitee das sie draussen erwartete. Allen voran Anicias Eltern. Die beiden schauten so verblüfft, dass der Ritter sich zum ersten Mal in seinem Leben wirklich unbehaglich fühlte und die Sache mit dem Umhang schon fast bereute. Bei Anicias Mutter wich die Verblüffung kalter Wut die sich durch seine Rüstung in ihn hineinbohrte. Nur mühsam gelang es ihm sanft abzusteigen und Anicia ebenfalls auf galante Art vom Pferd zu helfen. Mochte es bei den Tolands noch lustig gewesen, war hier spätestens der Spaß vorbei. Er konnte nur hoffen das Anicia wusste wie mit dieser Situation am besten umzugehen war. "Ich hab uns jetzt sicher hierher gebracht. Jetzt bist du dran. Sorg dafür das ich nicht gleich in einem Graben voller roter Skorpione lande. Denn deine Mutter sieht so aus, als ob ihr gerade danach wäre."

Einerseits war es wirklich aufmerksam von Osric, mir seinen Umhang gegen die Kälte zu überlassen, denn das dünne Kleid, das ich trug, war ungefähr so wärmend wie ein einzelne Blatt oder ein kleiner Grashalm. Andererseits wusste ich, dass er damit auch seine Besitzansprüche klarmachte. Fast war ich dazu geneigt gewesen, den Umhang zurückzugeben, doch er war einfach so schön warm, dass ich es nicht übers Herz brachte, die Wärme des weichen Stoffes gegen die kalte Nachtluft einzutauschen, auch wenn das bedeutete, dass uns alle anstarrten.
Denn genau das taten sie, sobald wir zwischen den Häusern entlangritten und besonders, als wir auf dem Burghof ankamen. Es versetzte mir einen Stich, dass meine Eltern sich scheinbar so absolut nicht freuten, mich zu sehen. Sobald ich mit Osrics Hilfe vom Pferd gestiegen war, ließ ich den Umhang von meinen Schultern rutschen und reichte ihn Osric zurück, ging dann nach seinen Worten ohne eine Erwiderung auf meine Eltern zu. Er hatte recht. Meine Mutter sah aus, als wollte sie ihn umbringen, auf möglichst langsame und qualvolle Art und Weise. Allerdings bezog sich ihr Zorn auch auf mich, was ich ziemlich bald zu spüren bekam Was tust du hier, du ungezogenes Stück? Du solltest bei den Tolands sein, lernen eine Lady zu sein! fuhr sie mich nicht besonders freundlich an, und es lag mir auf der Zunge zu erwidern, dass sie sich auch nicht wirklich wie eine Lady verhielt, doch ich wusste, wenn ich sie jetzt reizte, wäre es sehr viel schwerer, das zu tun was wir vorhatten zu tun. Ich bin hier, Mutter, weil ich erstens keine Sklavin bin, die du einfach so an irgendjemanden verschachern kannst, nur weil dir nicht passt, wie ich bin, und weil ich zweitens eine Entscheidung getroffen habe, die den Traditionen unseres Hauses folgt. Und die ich selbst getroffen habe. Mein Blick huschte zu meinem Vater Wie schon meine Großmutter habe ich mich dazu entschieden, eine Mätresse zu sein. Ich weiß nicht, wie lange ich es sein werde, aber ich weiß, dass ich es jetzt bin. Und da du, Mutter, mich noch nie so akzeptiert hattest wie ich es war, dürfte es dir auch nicht schwerfallen, das hier als gegeben anzusehen, denn ich bin mir sicher, dass es dir nicht passt...
Ich war selbst überrascht, wie ruhig ich geblieben war. In den Augen meiner Mutter begann es gefährlich zu funkeln, doch es machte mir anders als früher keine Angst mehr. Ich konnte mich wehren. Und ich würde mich wehren.
Bevor meine Mutter mir an die Kehle springen konnte, begann mein Vater zu lachen, was die verwunderten Blicke aller Anwesenden auf sich zog. Ich konnte nicht anders als zu schmunzeln. Ich hatte gewusst, dass diese Reaktion kommen würde, und umso mehr freute es mich nun, dass sie auch wirklich gekommen war. Es zeigte, dass er kein Problem damit hatte, dass ich als Mätresse an Osrics Seite stehen würde.

Er verfluchte sich selbst dafür, dass ihm angesichts ihrer Mutter kleine Schweissperlen auf der Stirn standen. Aber das lag auch daran, dass sie ihn an eine ältere Version von Anicia erinnerte. "Verdammt, du Narr." dachte er. "Steh nicht so blöd rum. Tu etwas!" Er zwang sich dem Streit von Mutter und Tochter zuzusehen. Und er zwang sich den Blick von Lady Allyrion zu ertragen, was nicht leicht wahr. Sie kam ihm wie eine ältere und gerade noch wütendere Version von Anicia vor. Osric blickte deshalb vorzugsweise auf ihre Haare oder ihr Kinn um dem gnadenlosen Blick auszuweichen. Als seine Mätresse schließlich geendet hatte, trat er etwas stockend vor und verbeugte sich zwar höflich aber doch zu steif.
"Seid gegrüßt, Lord und Lady Allyrion." sagte er mit gesenkten Kopf. "Ich bitte für die unerwarteten Umstände um Verzeihung. Ja ich begehre eure Tochter. Doch das bedeutet nicht, dass ich ihr und ihrer Familie keinen Respekt zolle. Das Schwert meines Hauses "Dämmerung", steht Göttergnad zu Diensten. Die Freundschaft des Hauses Dayn sei euch gewiss. Und ich werde eure Tochter als meine Mätresse ehren. Sie steht mit mir auf gleicher Ebene, wie es in Dorne seit alter Zeit Sitte ist." Dann blickte er auf, zog "Dämmerung" und ging mit dem Schwert in darbietender Geste vor dem Lord und der Lady von Göttergnad auf die Knie.
"Dafür bitte ich um euren Segen."

Ich spürte den vor Wut und Hass brennenden Blick meiner Mutter. Ich wusste, ich hatte sie enttäuscht. Sie hatte immer davon geträumt, für mich einen hübschen, charmanten, reichen jungen Lord zu finden, der mir ein Leben ermöglichen würde, in dem ich eben jene Lady sein konnte, die sie mithilfe der Tolands aus mir machen wollte. Stattdessen war ich nun die Mätresse des vermutlich verpöntesten Mannes in Dorne. Ich war in gewisser Weise das Betthäschen des Luststerns, nur ein Spielzeug. Vermutlich konnte ich froh sein, dass ich bei Osric gelandet war, denn bei ihm konnte ich mir zumindest ziemlich sicher sein, dass er mich nicht irgendwann einfach so mittellos fallen lassen würde.
Genau diese Annahme bestätigte er mir und meinen Eltern jetzt. Seine Aktion mit dem Schwert überraschte nicht nur meine Eltern, sondern auch mich. Das hatte ich wirklich nicht erwartet, doch es rührte mich in gewisser Weise. Mein Vater legte seine Hand leicht auf das Schwert und neigte den Kopf Ich will für euch hoffen, dass ich meine Tochter ehren werdet. Wenn ich jemals erfahren sollte, dass ihr ihre Ehre beschmutzt oder sie verletzt habt, egal in welcher Weise, dann wird auch euer Haus oder euer Titel euch nicht schützen können. Wer eine Allyrion verletzt, wird gejagt und das, bis er gebrochen oder getötet vor meinen Füßen liegt!
Ich hörte, dass es eine klare Drohung war, und ich wusste, dass man eine Drohung von meinem Vater durchaus ernst nehmen musste. Er hatte sie schon mehrfach wahr gemacht und ich hoffte sehr, dass Osric den Zorn meines Vaters niemals auf sich ziehen würde, ansonsten würde er wohl so bald keine Frau mehr beglücken können.

In gewisser Weise überraschte ihn die Reaktion von Anicias Vater garnicht. Nachdem was er über Lord Allyrion gehört hatte, galt der Mann als einer der angenehmsten Lords von Dorne. Er verlor nicht allzu oft zu viele Worte. Und wenn er sie verlor, dann pflegte er die Dinge klipp und klar auf den Punkt zu bringen. So wusste man woran man bei ihm war. Etwas was Osric durchaus zu schätzen wusste. Abgesehen davon hätte er als Anicias Vater nicht anders gehandelt. Väter sorgten sich um ihre Töchter. Dementsprechend erhob er sich mit "Dämmerung" wieder, steckte das Valyrische Schwert in die Scheide und blickte Anicias Vater ernst und geradewegs in die Augen. Da standen sie, das Schwert des Morgens und der Lord von Göttergnad sich in diesem feierlichen Moment gegenüber. Einer der größten Lords von Dorne und einer der größten Ritter von Dorne. Es war schon sehr erhebend. Deshalb wägte Osric seine nächsten Worte auch wohlweisslich ab. "Ehe es dazu kommt, werde ich zu euch zurückkehren um um die Hand eurer Tochter zu freien, Mylord. Ich mag aufgrund meiner nächtlichen Aktivitäten vielleicht eine zweifelhafte Reputation in Dorne haben. Doch die Ehre die mich an mein Schwert als Ritter des Hauses Dayn bindet, ist stärker als die Ehre meines eigenen. Deshalb werde ich mir niemals erdreisten die Ehre eures Hauses zu beschmutzen. Weder heute als euer Gast noch vielleicht irgendwann als euer Schwiegersohn."

Einen Moment herrschte Stille auf dem Hof, nachdem Osric geendet hatte. Selbst meine sonst so scharfe Zunge schwieg, ich wusste nicht, was ich sagen oder tun sollte. Mein Vater anscheinend auch nicht. Er blickte unschlüssig auf Osric herunter, doch bevor er etwas sagen konnte, ergriff meine Mutter das Wort Bevor du meine Tochter heiratest, würde ich sie eher noch einem Bettler geben! Niemals wird eine Allyrion den Luststern ehelichen! Könnt ihr euch vorstellen, was das für eine Reputation für meine Tochter geben würde?! Wenn sie den Luststern heiratet, würde alle Welt sie als etwas bessere Hure ansehen! Also solltet ihr- Bevor sie weitersprechen konnte und mich noch mehr blamierte, unterbrach ich sie wütend, die Stimme scharf wie ein Schwert Wenn ich jemals irgendjemanden heiraten sollte, werde ich das selbst entscheiden, Mutter! Denn wenn ich jemals heirate, dann weil ich diesen Mann liebe, und nicht, weil du dir einbildest, er wäre der richtige für mich! Und selbst wenn dieser Mann ein Bettler oder der Luststern ist, dann hat es dich nicht zu interessieren, denn ich werde dann nicht mehr hier sein! Mittlerweile bin ich alt genug, um meine eigenen Entscheidungen zu treffen, und da mich schon deine Entscheidung, mich von hier fortzuschicken und einer anderen als Tochter anzudrehen, nicht sonderlich positiv für mein Leben war, werde ich dich bei dieser Entscheidung sicherlich nicht um Rat fragen!
Ich merkte selbst, wie ich mich in Rage redete, und allein zu sehen, wie die Augen meiner Mutter immer größer wurden, war es wert, dass auch mein Vater mich ungläubig ansah. Sie wussten beide um mein Temperament, doch gegenüber meinen Eltern war ich bisher immer höflich gewesen. So wie jetzt hatte ich noch nie mit ihnen geredet. In den Augen meines Vaters begann stolz zu glühen, doch meine Mutter wich mit Tränen in den Augen zurück, sodass es mir fast schon wieder leid tat. Trotzdem streckte ich die Hand aus und nahm Osrics Hand sanft in meine Ich tue das nicht gern, Mutter. Aber ich kann nicht zulassen, dass du mich an einen Mann verkaufst, nur weil du denkst, dass dieser Mann mir ein Leben bieten kann, das du für mich willst... Du magst glücklich geworden sein, nachdem deine Eltern dich zwangsverheiratet haben, aber ich kann das nicht. Ich war bei den Tolands nicht glücklich, ich war hier nicht glücklich. Aber jetzt, mit Osric, bin ich glücklich... Das erste Mal seit so langer Zeit weiß ich, dass ich glücklich bin, dass ich da bin, wo ich sein will... Bitte nimm mir das nicht weg..

Osric ergriff demonstrativ ihre Hand. "Ich wiederhole noch einmal. Ich empfinde tiefe Zuneigung zu eurer Tochter." sagte er ruhig und ernst zu Lady Allyrion. "Ich habe sie in Geistberg gesehen. Selbst ein Blinder hätte gewusst, dass sie dort nicht glücklich war. Nennt mich einen Lustmolch, der ich vielleicht sogar bin, doch es bricht einem das Herz eine Dame wie Lady Anicia so unglücklich und in den Kleidern einer Magd zu sehen. Eine solche Behandlung hat weder euer Haus noch eure Tochter verdient."
wiederholte er mit Nachdruck. "Ich habe sie natürlich auch aus nicht uneigennützigen Gründen von dort befreit. Aber dazu stehe ich auch. Und ja ich ehre meine Worte. Ich bleibe Anicia treu, bis zu dem Tag wo wir beide entscheiden durch den Bund der Ehe beieinander zu bleiben oder in Frieden voneinander zu scheiden."
Dann blickte er über die Mauern von Göttergnad, über die Berge von Dorne weit nach Westen. Dort irgendwo nah an der Grenze zur Weite lag seine Heimat. Sternfall.
Einzig allein das Schicksal seiner Mutter lag ihm noch am Herzen. Sicher er mochte auch seinen kleinen Neffen. Nur sein Bruder. Der ewige kalte Stolz, der wie eine Krankheit sein Haus befallen hatte.
Arthur der sich für den besten Schwertkämpfer der Welt hielt. Und doch von Ned Stark und Howland Reed erschlagen worden war. Und schließlich Ashara die sich vom Turm gestürzt hatte. Alles aus dem verletzten Stolz heraus die Ehre des Hauses Dayn zu beschmutzen. Und schließlich Edric der wie eine Spinne in Sternfall brütete, und alles tat um die Reputation des Hauses zu wahren. Osric hatte es zeitlebens gehasst. Er hatte sich nie gerne in das höfische Theater eingefügt. Hatte lieber gekämpft. Hatte den Titel "Schwert des Morgens" nicht durch Geschleime sondern durch Können erhalten.
Und das unterschied ihn von allen anderen. Er war jemand der sich nicht viel um höfische Etikette scherte, sondern jemand der lieferte. "Vielleicht habe sie deshalb befreit, weil sie mich an mich selbst erinnert hat." hörte er sich zu seiner eigenen Überraschung sagen. Aber es spielte keine Rolle. Vielleicht war es nicht schlecht mit der ganzen Wahrheit rauszurücken. "Es macht keine Freude in die enge Welt von Regeln und Etikette einer alten ehrwürdigen Familie reingeboren zu werden. Meinen Onkel Ser Arthur hat es nicht vor der Gerechtigkeit des Schwerts von Lord Eddard Stark gerettet. Genauso wenig wie es meine Tante Lady Ashara abhielt sich vom allerhöchsten Turm Sternfalls zu werfen. Denkt von mir was ihr wollt, Mylord, Mylady. Aber ich lasse mich nicht in eine Welt einsperren. Und sie..." Er blickte liebevoll zu Anicia. "...tut es genauso wenig. Das verbindet uns." Er blickt erneut zu ihren Eltern.
"Mein Bruder heißt mein Leben als Luststern nicht gut. Er hasst den Gedanken, dass ich trotz meines Lebensstils Schwert des Morgens bin. Aber das braucht mich nicht zu kümmern.
Denn er hat Sternfall und ich habe ´Dämmerung´!

Meine Mutter schüttelte den Kopf und musterte Osric nicht sonderlich begeistert Es ging nicht darum, sie damit glücklich zu machen! Eine Lady braucht nicht glücklich zu sein, sie hat ihre Pflicht zu erfüllen! Und um ihre Pflicht zu erfüllen, musste sie erstmal lernen, sich zu benehmen! Die Tolands hatten meine Erlaubnis, jegliche Mittel anzuwenden, um dieser furchtbar sturen Göre endlich Manieren beizubringen! verteidigte sie ihre Meinung klar, bevor sie die Arme verschränkte und die Augen verengte. Bevor sie noch mehr sagen konnte, ergriff mein Vater ihre Hand und nickte uns dann leicht zu, ich sah ihm an, dass er das Theater meiner Mutter absolut nicht gut fand.
Bei den Worten meiner Mutter wurde ich rot und ich senkte den Kopf, doch Osrics nächste Worte rührten mich dann trotzdem sehr. Es war nicht wirklich etwas persönliches, und doch waren die Worte etwas, das mein Herz berührte. Er verstand wirklich, wie ich mich fühlte. Er fühlte genauso. Die Tatsache, einem Ideal entsprechen zu müssen, das auf ein ganzes Haus zutreffen musste, ohne dass man eine Wahl hatte, man selbst zu sein, war eine Aufgabe, die ich nie als die Meine gesehen hatte. Für mich war ich immer in erster Linie Anicia gewesen, erst an zweiter Stelle eine Allyrion. Aus genau diesem Grund erwiderte ich Osrics Lächeln und drückte leicht seine Hand, bevor ich mich meiner Mutter zuwandte Ich bin nicht gekommen, um euch um Erlaubnis zu fragen. Ich bin gekommen, um euch darüber in Kenntnis zu setzen, dass ich mein Leben gewählt habe. Ein Leben, in dem ich sein kann, wie ich bin, an der Seite eines Mannes, der mir nicht vorschreibt, wie ich zu sein habe, weil er mich so annimmt, wie ich nun einmal bin. Mit einem leichten Lächeln blickte ich meinen Vater an Großmutter lebte auch mehrere Jahre als Mätresse, und aus ihr ist eine starke, unabhängige Frau geworden… Du weißt, dass ich Großmutter sehr schätze und bewundere… das war auch ein Grund, warum ich mich so entschieden habe… Aber vor allem… Osric hat mir ein Geschenk gemacht, nach dem ich mich schon seit langer Zeit sehne… Mit einem zärtlichen Lächeln wandte ich mich wieder Osric zu und trat neben ihn, sodass wir nun auf einer Höhe standen, ich wollte zeigen, dass ich zu ihm stand Er gab mir jene Freiheit, die ihr mir immer verwehrt habt, Mutter…

Bei ihren letzten Worten nickte Osric nur:                                                                                               "Und solange wir zusammen sind, wird eure Tochter frei sein.  
Ich mag zwar ein guter Liebhaber sein, aber ich bin auch Ritter. Und zu meinen Worten stehe ich. Lady Allyrion..." Bei diesen Worten blickte er geradewegs in das Gesicht ihrer Mutter. "Ihr solltet stolz sein. Sie ist das geworden was jedes Mädchen in Dorne sein sollte. Eine stolze, freie und unabhängige Frau von Dorne. Das Leben einer Dame von Hof aus dem Norden passt nicht in unsere Heimat. Noch zu unserer Geschichte. Mors Martell freite um die Hand der Krieger-Prinzessin Nymeria nicht wegen ihres Verhaltens als Dame, sondern weil er von ihrer Stärke beeindruckt war. Weil sie dem Gegenteil dieses damenhaften Ideals entsprach. Seitdem regieren in Dorne Männer und Frauen gleichberechtigt. Und deswegen wird Anicia an meiner Seite frei und unabhängig stehen. Wenn jemand sie entehrt, spalte ich ihn in zwei Teile. Und wenn jemand meinen Namen beleidigt.....," Er blickte langsam zu Anicia. Trotz des Lächelns lag ein gefährliches Funkeln in seinen Augen. "Bin ich sicher das sie alle Mittel einsetzen wird, die sie sich bei Lady Toland ausgemalt und in Respekt zu euch noch nicht angewendet hat. Prinz Oberyn ist wie ich höre in diesen "Mitteln" sehr erfahren." Er drückte ihre Hand sanft. Es war keine Warnung. Eine Einladung eher. Eine Einladung an Anicia. Den Platz einzunehmen, der ihr als Mätresse gebührte.

In Dorne war die Rolle der Mätressen ein anderer als im Norden. Sie standen hier nur eine kleine Treppenstufe von der Rolle als Ehefrau entfernt. Hier kämpften sie gleichberechtigt mit dem Mann nicht nur Bett. Hier kämpften sie auch mit ihm außerhalb davon gegen seine Feinde.

"Wir haben uns nicht ohne Grund ausgewählt. Ob im Bett oder außerhalb davon. Zusammen sind wir eins."

Meine Mutter schüttelte entrüstet den Kopf, drehte sich um und ließ uns stehen. Der Gedanke, dass ich von ihm auch noch dazu ermuntert wurde, zu kämpfen, war zu viel für sie, da sie ja seit Jahren darum kämpfte, mich von eben dem zu distanzieren. Mit meinem Vater hatte ich früher gekämpft, was meiner Mutter nie gefallen hatte. Sie ging nach drinnen, ohne uns noch weiter zu beachten, und ich konnte mir ein kleines Lächeln nicht verkneifen. Mal wieder hatte ich es geschafft, sie so weit aus der Fassung zu bringen, dass sie jede gute Sitte vergaß und einfach ging. Mein Vater hingegen war absolut nicht begeistert davon und schüttelte den Kopf, er seufzte tief und sah uns an Bitte entschuldigt das Verhalten meiner Frau... Sie hat die Sitten der dornischen Familien noch nie wirklich verstanden oder anerkannt... Für sie ist eine Mätresse kaum mehr als eine Hure, der Unterschied ist für sie absolut unwichtig... versuchte er zu erklären und bedeutete uns dann, ihm nach drinnen zu folgen.
Innerhalb der Mauern war es deutlich kühler als draußen, aber es war doch nicht so, dass es unangenehm wurde oder man gar fror. Ihr müsst eine lange, anstrengende Reise hinter euch haben... Ich werde ein Zimmer für euch richten lassen und würde mich freuen, wenn ihr mir beim Abendessen Gesellschaft leisten würdet.

Tbc: Die große Halle