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 Der Königsweg

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BeitragThema: Re: Der Königsweg   Der Königsweg - Seite 4 Icon_minitimeMo Okt 03, 2016 9:58 pm

Mit einem leisen Seufzen, das mehr etwas von dem Stöhnen eines altengebrechlichen Mannes hatte ließ ich mich auf mein „Bett“ fallen und verschränkte die Beine zu einem gemütlichen Schneidersitz. „Fängt es hier oben immer so bald zu schneien an?“ Es fiel mir etwas schwer das zu glauben. Gut es wurde immer kälter und im Moment hielt mich nur das kleine Feuer davon ab zu frieren. Die Antwort auf meine Frage war eben so offensichtlich wie die der letzten, doch es ging mir hier nur darum Konversation zu betreiben, schließlich wollte erstens, ich mich nicht langweilen und zweitens, ihr irgendwie diese Beeren einflößen. Meine Gehirnwindungen drehten sich und versuchten einen guten Plan auszutüfteln. Ich hatte nur eine Chance, wenn sie bemerken würde, dass ich sie hatte vergiften wollen würde sie mich umbringen, mit Sicherheit. Aus der Hand fressen würde sie mir sicher nicht und wenn ich ihr die Beeren einfach so anbieten würde, würde sie sicher wollen, dass ich zuerst etwas davon aß. Wir hatten nur Brot und andere trockene, haltbare Lebensmittel dabei, nichts womit man es vermischen konnte, also blieb nur noch der Wein. Was wäre eine Reise nur ohne ein wenig wein am Lagerfeuer, ich hatte einen Schlauch voll dabei, also musste ich nur die Beeren unbemerkt hinein drücken, sodass der Saft sich schon verteilte und sie zum trinken bringen. Klar, nichts leichter als das! Sie musste sich doch irgendwann auch erleichtern müssen! Da mein Magen immer noch knurrte zog ich zuerst den Proviant hervor und schnappte mir Brot und Dörrfleisch. „Auch hungrig?“, fragte ich den Mund voller Brot und warf ihr kurz darauf den Sack zu. Die Kälte kroch langsam über den Waldboden und erinnerte mich nur wieder daran wo unsere Reise hinführte. Nicht mit mir! Ich war kein Nordmann und würde auch nie einer sein! Mein Zuhause war dort, wo es warm war und nicht in dieser eisigen Landschaft, wo einem die Eier abfroren. Kurz nachdem Zara den Sack gefangen hatte zog ich den Schlauch voll Wein hervor und legte ihn in meinen Schoß. Das Feuer prasselte zwischen uns beiden und ihre Sicht war darauf versperrt, was sich in meinem Schritt abspielte. Um sicher zu gehen, kratze ich mich genüsslich, damit sie auch wirklich nicht hinsah, oder wenigstens den Blick angewidert abwandte. Ich nutzte die Gelegenheit und stopfte während sie aß die Beeren in den Schlauch und aß zwischendurch etwas, um den Schein zu waren. Fertig, jetzt muss sie nur noch trinken… „Wein?“, fragte ich einfach ins Blaue hinein und hob den Schlauch, während ich sie fragend ansah.
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BeitragThema: Re: Der Königsweg   Der Königsweg - Seite 4 Icon_minitimeMo Okt 03, 2016 10:32 pm

Offensichtlich wollte Rogue sie in ein Gespräch beginnen. Eigentlich hatte sie wenig Lust, darauf einzugehen, allerdings konnte eine zu grobe Antwort wieder zu seiner Unzufriedenheit führen - was sie in jedem Fall vermeiden musste, wenn sie ihn weiterhin einplanen wollte. Und das musste sie. Also erwiderte sie knapp, wenn auch nicht ganz so genervt, wie sie sich fühlte: Hier nicht, aber in Grauenstein hatten wir im Spätsommer schon Schnee. Was nicht heißen soll, dass es hier keinen Schnee geben wird. Winter naht, wie die Starks so schön sagen. Und das wird auch den Süden betreffen.
Rogue zog den Sack mit dem Proviant hervor und begann zu essen. Sie beobachtete ihn leicht misstrauisch. Warum wollte er unbedingt Konversation mit ihr treiben? Dass er tat, was Caryn verlangte, war nachvollziehbar, schließlich wollte er sein Geld haben. Aber andererseits hatte sie ihn quasi zu diesem Handel gezwungen und mit dieser Person würde sie sich niemals freiwillig unterhalten wollen. Hatte er irgendetwas vor? Nun, sie würde wohl mit Leichtigkeit mit ihm fertig werden, also bereitete ihr der Gedanke keine Sorge.
Er fragte sie, ob sie ebenfalls etwas essen wollte und warf den Sack, ohne ihre Antwort abzuwarten. Nun, ihre Reflexe waren vortrefflich, also fing Caryn, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Mehr als Brot und Dörrfleisch hatten sie als Proviant nicht dabei, aber das genügte vollkommen. Sie brach ein Stück Brot in der Mitte durch und nutzte eines ihrer Messer, um das Dörrfleisch ebenfalls zu teilen. Allen in einem war ihre Portion nur die Hälfte von dem, was Rogue in sich hinein stopfte, aber Caryn lebte nach einem bestimmten Grundsatz: Mehr als nötig zu essen oder trinken war Bequemlichkeit. Bequemlichkeit machte träge und Trägheit war tödlich.
Aus dem Augenwinkel bemerkte sie, wie der Dieb sich genüsslich am Schritt kratzte. Das Mädchen wäre hier wohl peinlich gerührt gewesen, doch sie verdrehte nur die Augen. So sehr der Dieb in seiner Bequemlichkeit auch einem Lord ähneln mochte, an dementsprechenden Manieren mangelte es ihm auf alle Fälle. Sie packte das Essen zurück und schob den Sack von sich, ehe sie sich in kleinen Bissen ihrem Abendessen widmete.
Als er sie nach dem Wein fragte, sah sie wieder auf. Sie trank keinen Wein. Der Alkohol verwirrte die Sinne, machte langsamer und schläfrig. Andererseits würde er sicher beleidigt sein, wenn sie ablehnte. Einmal mehr verdammte sie das Mädchen, dass die es sich so mächtig mit Rogue versaut hatte, und griff nach dem Schlauch. Zwei Schlucke, mehr genehmigte sie sich nicht und mehr hätte sie auch nicht herunter bekommen. Der Alkohol hinterließ einen widerlichen Nachgeschmack und sie gab ihr Bestes, das Gesicht nicht zu einer angeekelten Grimasse zu verziehen. Dann gab sie Rogue den Schlauch zurück.
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BeitragThema: Re: Der Königsweg   Der Königsweg - Seite 4 Icon_minitimeDo Okt 06, 2016 9:12 pm

Oha, so ging es also auch? Die Antwort kam wenig genervt rüber, ja fast schon freundlich. Ich nahm die Information entgegen und nickt leicht. „Tja, der Winter scheint unaufhaltsam zu sein…“, meinte ich nur und stopfte das Essen in mich hinein. Ich hatte mehr Hunger gehabt als erwartet und das Dörrfleisch schmeckte um einiges besser als erwartet. Das zähe Fleisch kauend sah ich hin und wieder zu Zara, um zu überprüfen, ob sie mich beobachtete. Sie tat es tatsächlich, was mein kleiner Test zeigte. Ich schmunzelte über ihre Reaktion und stopfte die letzten Beeren in den Schlauch. So weit ich wusste wirkten sie stark, wenige Schlücke würden genügen um sie in einem tiefen Schlaf zu wiegen.
Als ich sie fragte, ob sie Wein wollte spürte ich mein Herz ein wenig schneller schlagen. Von diesem Moment hing mein ganzer Plan ab, hing meine weitere Zukunft ab, wenn man das so sagen konnte. Ich hatte das Gefühl dass das hier schlecht für mich ausgehen würde, sollte ich weiter mit Zara reisen. Das Feuer knisterte leise und der Wind jagte mir eine Gänsehaut über den Rücken. Sie nahm den Schlauch ohne auch nur eine Frage zu stellen und trank. Sie hat es getrunken! Sie hat wirklich getrunken! Ich musste mich bemühen nicht triumphierende zu Grinsen und mich somit zu verraten. Doch als sie das Gesicht verzog musste ich dann doch schmunzeln. „Du trinkst nicht oft, oder?“, fragte ich und nahm den Schlauch wieder entgegen. Verdammt, Dan! Du musst auch trinken, sonst wird sie misstrauisch!! Ich verfluchte mich für diese Dummheit. Ich hatte es nicht bedacht und jetzt blieb mir fast nichts anderes übrig. Langsam setzt ich die Öffnung des Schlauchs an meinen Mund und trank. Nein, ich trank nicht, ich tat nur so. Ich spürte wie die bittere Flüssigkeit meine Lippen berührte, doch ich ließ sie nicht in meinen Mund fließen. Ich setzte ab und ahmte eine Schluckbewegung nach. Bitte ihn Götter, lasst es klappen! Ich verschloss den Schlauch und wischte mir genüsslich über den Mund, um auch den letzten Rest des vergifteten Weins zu entfernen. „Dornischer Wein vom Fass, frisch aus der besten Taverne in den Armenvierteln gestohlen!“ Ich grinste selbstzufrieden und legte den Schlauch bei Seite. Ein weiteres Stück Dörrfleisch fand seinen Weg hinab meine Kehle und langsam war mein Hunger gestillt. Zara aß wenig, das war gut, so konnte das Gift schneller wirken. Leider wusste ich nicht wie schnell es wirken würde, doch ein sofort würde es mit Sicherheit nicht wirken.
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BeitragThema: Re: Der Königsweg   Der Königsweg - Seite 4 Icon_minitimeFr Okt 07, 2016 8:25 pm

Der Dieb schien nicht nur in seinen Schlafplätzen pingelig zu sein und überhaupt keine Manieren zu besitzen, nein, er aß auch noch wortwörtlich wie ein Schwein. Über die Menge an Vorräten, die - von lautem Schmatzen begleitet - den Weg in seinen Magen fanden, konnte Caryn nur den Kopf schütteln. Immerhin musste sie ihn nicht mehr lange ertragen. Sie schätzte die Strecke zu den Zwillingen auf allerhöchstens fünfzehn Tage zügigen Gehens. Und danach würde dieser Rogue niemanden mehr nerven außer den anderen Insassen der Sieben Höllen.
Ihr minder begeistertes Trinken des Weins quittierte der Dieb mit einem Schmunzeln und - natürlich - einem dummen Kommentar. Langsam konnte sie ja nachvollziehen, warum er das Mädchen dermaßen aufgeregt hatte. Nur konnte sie im Gegensatz zu dem kleinen naiven Ding ihre Wut unter Kontrolle bringen. Zumindest solange man sie nur nervte. Lag ein schwerer Verstoß gegen ihre Person selbst vor, kannte sie keinerlei Kontrolle oder Gnade. Der Dieb konnte nur beten, sie nicht bis zu diesem Punkt zu provozieren. Wobei er von ihrem ersten Treffen in dieser Gasse gelernt haben sollte...
Offensichtlich nicht, erwiderte sie knapp auf seine Frage. Alkohol war überflüssig und machte langsam und unvorsichtig. Kein Wunder also, dass sie nicht oft wenn sogar nie davon trank. Obwohl das Mädchen diesen Körper schon mehrere Male für dieses "Vergnügen", wie sie es bezeichnete, ausgenutzt hatte, also sollte sie den Wein eigentlich gewohnt sein. Dennoch stiegen diese zwei Schlucke ihr überschnell zu Kopf. Nicht, dass sie nicht mehr artikulieren konnte oder alles doppelt sah - nein, es war einfach nur ein winziges bisschen Nachlassen in ihrer Wachsamkeit, doch das war schon schlimm genug.
der Dieb nahm ebenfalls einen Schluck von dem Wein, mit dessen Hochwertigkeit er ebenso prahlte wie den Umständen des Diebstahls. Eine weitere Eigenschaft, die Caryn hoffen ließ, ihr "Geschäft" in den Zwillingen so schnell wie nur möglich erledigen zu können, damit sie ihn nicht unnötig lange ertragen musste.
Nebenbei merkte sie, wie die Müdigkeit, die ganz natürlich nach einem Tagesmarsch folgte, sie einzuholen begann. Sie würde es aushalten können, tat es immer, aber der Dieb musste ebenso müde sein, wenn nicht sogar noch erschöpfter. Schließlich war es es augenscheinlich nicht gewohnt, solche Strecken zurückzulegen. Warum legt Ihr Euch nicht schlafen? Morgen wird es keinen Karren für die halbe Strecke geben, Ihr solltet Euch also ausruhen, riet sie Rogue und musste ein Gähnen unterdrücken. Verdammte Müdigkeit.
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BeitragThema: Re: Der Königsweg   Der Königsweg - Seite 4 Icon_minitimeSa Okt 08, 2016 11:12 am

Das läuft ja schon fast zu gut! Sie wurde nicht misstrauisch, war ich wirklich ein so guter Schauspieler? So wie es aussieht, ja! Dan, du hast dich mal wieder selbst übertroffen! Während ich äußerlich  mit neutraler Miene, oder ab und an einem gesättigten Lächeln auf den Lippen da saß, grinste ich innerlich wie en Honigbär. Sie musste wirklich selten mit Wein in Kontakt gekommen sein, sonst hätte sie den womöglich bitteren Nachgeschmack, der durch die Beeren verursacht wurde bemerkt, ein Glück für mich, dass sie es nicht tat. Mein Herzschlaf vernormalisierte sich und das Adrenalin ebbte ab. „Nun, eine Kriegerin darf sich das wahrscheinlich nicht erlauben“, meinte ich auf ihre schnippische Antwort hin nur und legte den Proviant beiseite. Langsam spürte ich die Anstrengungen des Tages immer deutlicher. Meine Füße schmerzten, ich fühlte mich ausgezehrt und langsam schlich sich die Müdigkeit heran. Wenn mich nicht alles täuschte kamen mir die Augen meiner Weggefährtin nicht mehr ganz so wachsam vor, fast schon…müde. Sie wirken, die Beeren wirken und das schneller als gedacht! Ich hätte jubeln und aufspringen können, doch das wäre in diesem Moment äußerst töricht gewesen. Es wurde langsam immer dunkler und nur das Feuer spendete noch wärme. Ich war wirklich nicht für den Norden geschaffen, wenn es mich jetzt schon fror wollte ich  nicht wissen, wie es weiter nördlich aussah, wenn womöglich auch noch Schnee fallen würde. Nein, nicht mit mir, nicht einmal für tausend Goldstücke! Obwohl, tausend wären schon eine schöne Summe…aber wer bei den sieben Höllen würde mir so viel dafür bezahlen? Zara ganz sicher nicht.
„Ja, klingt gut, was soll man in dieser Einöde auch sonst machen?“, meinte ich und versuchte es mir auf meinem „Bett“ bequem zu machen. Natürlich fiel mir schon etwas ein, aber das konnte ich mir bei Zara mit Sicherheit abschminken. So sehr wie sie  mich zu verabscheuen schien war die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich auf ein kleines Stelldichein einlassen würe, sehr gering. „Es besteht keine Hoffnung, dass wir uns gegenseitig diese Nacht ein wenig versüßen und uns ein Bett teilen?“, meine ich mit einem frechen Grinsen und zwinkerte ihr spielerisch zu. Ich hatte es mir einfach nicht verkneifen können und nebenbei bemerkt, wollte ich das zum Teil wirklich nur, um nicht die ganze Nacht über fireren zu müssen. „Die Nacht wird kalt und wir wollen es doch nicht riskieren, dass ich erfriere…“ Mir war natürlich klar, dass sie ablehnen würde, doch diesen kleinen Scherz konnte ich  mir einfach nicht verkneifen. „Ich werde auch meine Hände bei mir behalten, Diebesehrenwort!“, was im Grunde nicht mehr wert war, als ein feuchter Pfurz. Sie würde eh bald schlafen wie ein Stein und ich konnte mich endlich von ihr befreien, unser letzter gemeinsamer Abend sollte doch in guter Erinnerung bleiben...
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BeitragThema: Re: Der Königsweg   Der Königsweg - Seite 4 Icon_minitimeSo Okt 09, 2016 3:22 pm

Caryn widerstand dem Drang, sich über die Augen zu reiben, erfolgreich. Was nicht hieß, dass die Müdigkeit damit verstand. Ganz im Gegenteil. Sie nahm sogar noch zu. Waren das die Auswirkungen des Weins? Oder lag es einfach daran, dass das närrische Mädchen in ihrer Hoffnung und Vorfreude auf die Heimat nicht hatte schlafen können? Ein menschlicher Körper brauchte Schlaf, selbst eine so gut trainierte Soldatin wie sie kam nicht ewig ohne aus. Verflucht sei das Mädchen, ihrem Körper das vor einer möglicherweise gefährlichen Reise anzutun. Da sie nun immer mehr das Gefühl bekam, auf der Stelle einzuschlafen, wenn sie hier sitzen blieb, stand sie auf. Ihre Schritte waren leicht wacklig, was der Wein natürlich nur verstärkte. Sie hätte nie davon trinken dürfen.
Der Kommentar des Diebes hörte sich mehr als nur spöttisch an. Unter anderen Umständen hätte sie längst etwas umso Schnippischeres erwidert, doch momentan bekam sie nicht viel mehr zu Stande als einen wütenden Blick.
Kurz später streckte Rogue sich auf seinem Lager aus. Sie beobachtete, wie er sich unzufrieden hin und her wälzte, vermutlich, um eine bequeme Position zu finden. Offensichtlich fand er keine. Caryn konnte ein leicht schadenfreudiges Grinsen nicht unterdrücken. Das waren nun einmal typische Stadtmenschen, bequemlich und mit nichts zufrieden.
Das Angebot, das er daraufhin mit einem frechen Grinsen tat, machte sie für einen kurzen Moment wieder wach. Mit deutlich angewidertem Blick musterte sie den Mann vor sich. Er war klein. Zu klein. Und außerdem stank er. Mit einem Nein wäre er vermutlich nicht zufrieden, aber so weit würde sie ganz sicher nicht gehen. Immerhin war sie keine Hure, die ihren Körper für Geld verkaufte. Wenn er fror, sollte er sich näher ans Feuer legen. Ganz sicher nicht, lehnte sie kategorisch ab und wandte ihm den Rücken zu.
Wenn du mich kurz entschuldigst, fügte sie hinzu und nutzte den Vorwand, ihre Blase zu entleeren, um sich die Beine zu vertreten. Sonst würde sie am Ende noch im Stehen einschlafen. Mit etwas unsicheren Schritten verschwand sie im Wald.
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BeitragThema: Re: Der Königsweg   Der Königsweg - Seite 4 Icon_minitimeSo Okt 09, 2016 3:37 pm

Dem kurzen Auflachen des Wachmanns folgte eine sehr direkte und eigentlich recht persönliche Frage. Zumindest für Jaimes Geschmack. Kurz sah er hinunter auf die goldene Hand, die sich anstatt einer aus Fleisch und Blut an seinem rechten Arm befand. Ich war ein Kriegsgefanger, erklärte er mit kühler Stimme. Das war stark vereinfacht, aber die Einzelheiten musste ein einfacher Wachmann wie dieser Olli nicht erfahren. Wer wusste, an wen er es weiter tratschte? Dass der Königsmörder eine goldene Hand besaß, war vermutlich allgemeinhin bekannt inzwischen, aber was seine - mangelnden - Kampffertigkeiten mit der linken Hand betraf, war es Jaime lieber, wenn niemand davon erfuhr. Denn seine Familie hatte viele Feinde - und nichts war tödlicher als seinen Feinden die eigenen Schwächen zu präsentieren. Er hoffte, dass Olli es dabei beließ und keine weiteren Nachfragen anstellte. Denn Jaime wollte nicht wirklich darüber reden, auch nicht jetzt, da er diesen Frevel an seiner Person endlich gerächt hatte.
Auf den zweiten Teil von Ollis Rede ging er gar nicht erst ein, denn zu seiner Erleichterung konnte man in der Ferne bereits die hohen Türme von Königsmund erkennen. Es dauerte zwei weitere Stunden, bis sie die Tore erreichten und dann noch eine weitere Stunde, bis sie sich in dem Strom der Flüchtlinge einen Weg durch das Tor gebahnt hatten - Ollis Umfang machte es nicht gerade leichter - , doch dann befanden sie sich endlich in der Stadt, die Jaime in den letzten Jahren als Heimat zu betiteln begonnen hatte.
Ein Bad wäre ihm nun wirklich lieb gewesen, doch da Joffrey bereits einen Wachmann geschickt hatte, um ihn zu suchen, war dafür sicherlich keine Zeit mehr. So musste Jaime sich mit den verschwitzten Reiseklamotten abfinden und bahnte sich mit einem engen Gefühl in der Brust - es musste Angst sein - einen Weg zum Thronsaal. Er konnte sich immer noch nicht vorstellen, welche Nachricht der Kindkönig ihm überbringen wollte. Doch es konnte bestimmt nichts Gutes sein.

tbc: Thronsaal
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BeitragThema: Re: Der Königsweg   Der Königsweg - Seite 4 Icon_minitimeDi Okt 11, 2016 3:43 pm

Ihre Antwort war enttäuschend. Mit einem Seufzen legte ich den Kopf auf meinem Rucksack ab und legte die Hände in den Nacken. „Zu schade, aber da wenn die Damen nicht will…“ Interessiert beobachtete ich sie. Ihr Schritte schienen wacklig und ihr Blick war fahrig, fast schon als hätte sie Probleme wach zu bleiben. Als sie mir den Rücken zukehrte verwandelte sich mein Lächeln in ein Grinsen. Oh ja, sie würde einschlafen, tief und fest, so fest dass sie es womöglich nicht mal bemerken würde, wenn ich mich ein wenig an ihr vergreifen würde…aber das war unter meiner Würde. Ich mochte ein schamloser Dieb sein, aber ich war kein Vergewaltiger. Im Hurenhaus mit meiner Mutter hatte ich oft genug gesehen was mit einer Frau passierte, wenn sie misshandelt wurde und ich hatte mir geschworen niemandem so etwas selbst anzutun. Ich kannte viele Diebe, die sich an Frauen vergriffen und sie schändeten. Meiner Meinung nach war das nur ein Zeichen dafür, dass sie nicht in der Lage waren sich entweder eine Frau zu kaufen, oder sie zu verführen. Natürlich gab es auch jene Kandidaten, denen es gefiel, wenn sich die Frau wehre und schrie, aber dafür hatte ich kein Verständnis, nichts gegen seltsame Fetische, aber das ging zu weit.
Zara entfernte sich mit wackligen Schritten und ließ mich zurück. Für eine Weile beobachtete ich die Flammen, wie sie langsam das Holz zerfraßen und schloss irgendwann die Augen. Schlafen wollte ich nicht, aber falls das schläfrige Etwas wieder zurück kommen würde, wollte ich wenigstens so aussehen, als würde ich es tun.
Was dauert da denn so lang? Ist sie jetzt beim Pissen eingeschlafen, oder was? Mit zusammengekniffenen Augen sah ich in das Gebüsch, hinter dem sie verschwunden war und versuchte etwas zu erkennen.
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BeitragThema: Re: Der Königsweg   Der Königsweg - Seite 4 Icon_minitimeDi Okt 11, 2016 8:05 pm

Über seine enttäuschte Antwort konnte sie nur den Kopf schütteln. Männer. Sie hatte ihn überfallen, ihn zusammen geschlagen, ihn fast seiner Finger entledigt, ihn zu einem Handel gezwungen, ihn auf dem Weg hierher ein zweites Mal versucht zu töten - und er wollte sie immer noch dazu bewegen, mit ihm das Bett zu teilen. Männer. Mehr gab es nicht zu sagen. Mit einem verächtlichen Lachen verschwand sie schließlich zwischen den Bäumen.
Sie musste nicht einmal pinkeln. Es war ihr mehr darum gegangen, ein paar Schritte zu gehen, um wieder klar im Kopf zu werden. Dieser Wein hatte ihr wirklich ordentlich zugesetzt. Mit jedem Schritt, den sie tat, schien Caryn müder zu werden, also ging sie umso schneller. Irgendwann wurde ihr klar, dass sie im Gehen einschlafen würde, wenn sie jetzt nicht stehen blieb. Da war ihr Lager wesentlich bequemer. Inzwischen konnte sie sich nicht einmal Gedanken über einen möglichen Überfall machen, sie konnte überhaupt nicht mehr denken. Ihr Körper schrie nach Schlaf und er würde ihn bekommen, das stand fest.
Damit sie nicht vornüber kippte, lehnte sie sich an einen Baum. Verachtung über sich selbst schlich sich in ihr Herz. Sie stackste hier durch den Wald wie irgendein betrunkener Trottel. Aber ganz sicher nicht wie ein anständiger Soldat. Für diese Schwäche, die sie da zeigte, hätte ihr Vater sie für Tage ohne Abendessen ins Bett geschickt. Aber diese Gedanken währten nicht lange, da gewann die Müdigkeit erneut die Oberhand. Caryn konnte noch gerade so die Augen offen halten, als sie durch den Wald in die ungefähre Richtung des Lagers stolperte. Irgendwie schaffte sie es tatsächlich dorthin, ohne auf dem Weg einzuschlafen. Doch endlich angekommen, war sie zu nichts anderem mehr fähig, als sich auf ihr dünnes Lager fallen zu lassen. Rogue schenkte sie keinerlei Beachtung. Sie schlief bereits, ehe ihr Kopf den Boden berührte und ihr Schlaf war tief und fest und traumlos.
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BeitragThema: Re: Der Königsweg   Der Königsweg - Seite 4 Icon_minitimeMi Okt 12, 2016 10:39 pm

Kaum hatte ich mich umgedreht torkelte Zara auch schon aus dem Wald heraus. Sie konnte kaum die Augen offen halten und ließ sich mit letzter Kraft auf ihr Bett fallen. Ein breites Grinsen trat auf meine Lippen und ich sprang auf. Vorsichtig ging ich auf sie zu, darauf bedacht sie im Falle des Falles nicht aufzuwecken und stupste sie mit meinem Fuß an. Keine Reaktion. Sie schläft wie ein Stein, perfekt! Jetzt kam der nächste Teil meines Plans, welcher auch nicht sehr viel einfacher war, als Zara zu vergiften. Räuber waren keine angenehmen Zeitgenossen und mindestens genauso blutrünstig und gewillt zu töten, wie die Dame, die ich gerade ins Reich der Träume geschickt hatte. Mit leisen Schritten, die einer Katze alle Ehre gemacht hätten, schlich ich mich zu dem Baum an dem ich das Zeichen entdeckt hatte. Langsam folgte ich der Spur, die Augen wachsam geöffnet und nach möglichen gefahren suchend. Mein Messer steckte versteckt an meiner Seite, bereit gezogen zu werden und mit Blut benetzt zu werden. Ich fror, aber nicht zu sehr wärmere Kleidung wäre jetzt ein Segen, die dünnen Bauernlumpen gaben kaum etwas an Wärme her. Ich war lange durch den Wald gewandert, zu lange für meinen Geschmack, als ich endlich etwas sah. Feuer, Stimmen! Endlich! Vorsichtig näherte ich mich dem Lager an. Um ein kleines Feuer saßen etwa sechs, nein, sieben Männer, allesamt warm gekleidet und ungepflegt aussehend. Ja, definitiv Räuber! Mit Sicherheit hatten sie sich hier eingefunden, um die fliehenden Menschen auszurauben, die sich ein sicheres Leben weiter südlich erhofften. Es war clever, wirklich clever diese Schurken wussten wie man einfach an Geld kam. Mittlerweile stand ich im Gebüsch wenige Meter vor der Lichtung und konnte mir einen genaueren Überblick verschaffen. Fluchtmöglichkeiten waren wichtig, sollte das hier schief gehen, doch ich hatte so ein Gefühl, dass sie mit Freuden auf diesen Handel eingehen würden. Ein letztes Mal atmete ich tief durch und trat dann aus meinem Versteck heraus. Selenruhig schlenderte ich auf die Feuerstelle zu. „Kalt heute nicht war?“, fragte ich in die Runde und die Köpfe flogen zu mir herum. Einige griffen nach ihren Waffen und standen auf, verwirrte Blicke wurden geteilt, offensichtlich fragten sie sich wie ich mich so einfach hatte anschleichen können. Tja, wer kann der kann! Sofort trat das übliche Grinsen auf mein Gesicht und ich hob abwehrende die Hände. „Ganz ruhig, ihr wollt doch nicht etwa einen friedlichen Kollegen umbringen?“ Einer, wahrscheinlich der Anführer schaltete sich ein. Seine Stimme klang kratzig, sein Gesicht war von narben gezeichnet und selbst wenn er diese nicht gehabt hätte, wäre er noch ein pothässlicher Kerl gewesen. „Wer bist du, Fremder?“, zischte er immer noch sein Schwert erhoben. Das Licht des Feuers spiegelte sich in der silbernen Klinge und ließ es aussehen, als würden tausende kleine Flammen in der klinge Tanzen. „Ja, diese Frage wird mir oft gestellt, aber im Grunde tut das nichts zur Sache. Ich bin einer von euch, auch wenn ich mich auf das Rauben ist Städten spezialisiert habe…ich hab eure kleinen Markierungen gesehen und dachte mir ich schau mal vorbei…“ Wieder wurden Blicke ausgetauscht und diesmal konnte ich deren Intention nicht ganz deuten. Misstrauen war hart zu durchbrechen und diese Männer waren schon lang genug im Geschäft, um zu wissen, dass man niemandem außer sich selbst trauen sollten. „Ein Dieb also, was bringt dich hier raus Bürschchen?“ Bürschchen, pah! Der konnte froh sein, dass ich ihm nicht im Schlaf die Kehle aufgeschlitzt hatte! „Lange Geschichte, aber ich denke mit etwas Wein intus wäre es viel leichter sie zu erzählen…“ Kurz herrschten Stille. „Ha, ein wahrer Schmarotzer, setzt dich Junge!“, lachte der Anführer und bedeutete mir platz zu nehmen. Die Atmosphäre lockerte sich, die Räuber versammelten sich wieder um das Feuer und sogleich bekam ich einen Becher Wein in die Hand gedrückt. Trotz der Tatsache, dass sie mich an ihr Feuer gelassen hatten herrschte noch eine gewisse Anspannung, ich wurde von allen Seiten beobachtet und durfte mir keinen Fehler erlauben. Ich trank genüsslich und holte tief Luft. „Ich bin mit einer Frau unterwegs, unfreiwillig…sie hat mich mehr oder weniger dazu gezwungen sie zur Mauer zu bringen, aber bei den Göttern, kein Geld der Welt bringt mich dazu zur Mauer zu gehen!“ Ein weiterer Schluck folgte, bevor ich weiter sprach. „Sie brauchte meine Hilfe, weil sie eine Gefangene war…von König Joffrey höchst persönlich…“ Ich hielt inne und ließ diese Information sacken. Zwei der Räuber fingen an zu tuscheln und warfen mir immer wieder skeptische Blicke zu. „Weshalb genau weiß ich nicht, aber sie wird gesucht“ spätestens jetzt musste mussten die Männer begriffen haben worauf ich hinaus wollte und tatsächlich, der älteste schaltete sich ein. „Warum lieferst du sie nicht einfach aus?“, fragte er sofort. Es gefiel mir nicht zuzugeben, dass ich keine Chance gegen Zara hatte, die Räuber wussten nicht wer sie war. „Sie ist stark, sehr stark und verdammt gut ausgebildet, was das Kämpfen angeht…ich hätte alleine keine Chance.“ Überrascht hob der Alte die Brauen und lachte trocken. „Also willst du unsere Hilfe? Deswegen bist du doch hier, richtig?“ Es war keine Frage, er formulierte es so, aber es war eine Feststellung, die ins Schwarze traf. „Ganz genau, ich will dass ihr uns überfallt und sie gefangen nehmt. Was ihr dann mit ihr anstellt ist mir egal. Am Besten ihr verkauft sie an den König, sie ist ein schönes Sümmchen wert…“ Wieder legte ich eine Pause ein und musterte die Räuber. Für sie war das hier ein gefundenes Fressen, sie konnten nicht ablehnen. „Und was ist der Haken?“, fragte einer der jüngeren mit einem Verband an der Schulter. Ich schmunzelte „Es gibt keinen, ihr überfallt uns, verschont mich und sackt die Belohnung für sie ein…und ihr-“ Das Schmunzeln wurde breiter und nahm etwas Böses, Hinterhältiges an. „-könnt euch vorher noch ein wenig an ihr austoben…“ Das dreckige Grinsen mancher Männer sprach Bände und machte klar, dass sie verstanden, was ich gemeint hatte. „Ich bin sie dann endlich los und kann in meine geliebte Heimat zurück, das ist mir Belohnung genug…“ Und die dreißig Goldstücke, die sie mir noch schulde… Aber das Geld sollte mein kleines Geheimnis bleiben.
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BeitragThema: Re: Der Königsweg   Der Königsweg - Seite 4 Icon_minitimeMi Okt 12, 2016 11:51 pm

Von weitem hätte man die weibliche Gestalt auf dem dünnen Lager an der Feuerstelle für tot halten können. Außer dem kaum wahrnehmbaren Heben und Senken ihrer Brust, bewegte sie sich nicht. Von außen wirkte sie so ruhig und bereits tief genug eingeschlafen, um nur wohltuende Schwärze und keine Träume zu empfinden. Doch dem war nicht so. Hinter ihren Lidern explodierte eine Welt.
Der Traum war ein Gemisch aus all den Ängsten und all der Wut, die sie je gehegt hatte. Sie war sich nicht sicher, wo er begann und wo er endete, wie es so oft mit den Träumen ist. Später erinnerte sie sich an den modrigen Verschlag, in den ihr Vater sie zu sperren pflegte, wenn sie nicht tat, was er wollte. Es war kalt dort und in ihrem weißen Atem steckte die Furcht, die sie als Sechsjährige stets empfunden hatte, wenn der Schlüssel sich ihm Schloss drehte und ihr Vater sie alleine in dem Verschlag zurückließ. Manchmal stand er dann noch vor der Tür und erinnerte sie mit regelmäßigen Rufen daran, was sie falsch gemacht hatte. "Zu müde. Zu unaufmerksam. Zu müde. Zu unaufmerksam...", war es diesmal und als Caryn auf ihre Hände blickte, waren es nicht die einer Sechsjährigen sondern die einer erwachsenen Frau. Und dann begannen die Bilder. Kurze Schnappschüsse der Erinnerung, der wir im wachen Zustand keinerlei Bedeutung zu messen und deren Zusammenhänge wir im Traum nicht begreifen. Da war das seltsam zufriedene Grinsen auf den Lippen des Diebes. Beeren, die kaum zu sehen aus seiner Tasche ragten. Der Weinschlauch, den er ihr anbot. "Zu unaufmerksam!", rief ihr Vater und plötzlich ragte er bedrohlich über ihr aus und in seiner Hand hielt er diese Beeren. "Nein, bitte nicht", flehte Caryn ihn an und wusste nicht einmal, was er unterlassen sollte. Doch wann hatte ihr Flehen ihn je inne halten lassen? Mit einer harschen Bewegung stopfte er ihr die Beeren in den Mund und da wurde ihr plötzlich klar, welche es waren. Dieselben, mithilfe derer sie ihn getötet hatte. Das war das Ende des Traums, wie sie sich erinnerte.
Den Körper am Feuer durchlief ein Zittern, als wäre der Person plötzlich klar geworden war, welchen riesigen Fehler sie doch begangen hatte. Doch wenn sie aufwachte, würde sie sich daran nicht mehr erinnern und alles, was der Traum hinterließ war ein schaler Geschmack in ihrem Mund.
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BeitragThema: Re: Der Königsweg   Der Königsweg - Seite 4 Icon_minitimeDo Okt 13, 2016 11:51 am

„Abgemacht!“, schmetterte der Anführer der Räuber und reichte mir seine Hand. Wir schlugen ein und besiegelten somit den Deal. „Greift uns bei Morgengrauen an, je schneller desto besser.“ Er nickte und trank einen kräftigen Schluck aus seinem Becher. Das alles lief wunderbar zu meinen Gunsten ab. Vielleicht…Nein, das kannst du nicht bringen…aber vielleicht…wenn sie doch mit Zara beschäftigt sind… Einmal Dieb, immer Dieb. Selbst jetzt wo ich eine schöne Summe Gold in Aussicht hatte und auch noch von dieser Zecke befreit werden würde sehnte ich nach mehr. Dieses Lager war voll mit Schätzen, Nahrung, Schmuck und allem was sie noch nicht an Hehler weiter verkauft hatte. Es war ein gefundenes Fressen für einen Langfinger wie mich und konnte einfach nicht unbeachtet gelassen werden. „Lass das unsere Sorge sein, Dieb“, brummte einer der anderen mit einem langen Bart, länger als mein ganzer Unterarm. Ich hob abwehrend die Hände und trank selbst noch von dem Wein. Er war süßlich, süßer als die, die es in Königsmund für gewöhnlich zu trinken gab und hatte dennoch eine bittere Note. Wie von selbst fand er den Weg in meinen Mund und das in beträchtlichen Mengen. „Ach und tut vorerst so, als wären wir keine Verbündeten, ich will sie ein wenig zappeln sehen“ ich schmunzelte und die Räuber nickten. Es sollte mir eigentlich leid tun, dass ich die Nordländerin verriet und dazu verdammte zurück zu König Joffrey gebracht zu werden und vorher noch ein, oder was wahrscheinlicher war, mehrfach vergewaltigt zu werden. Aber wenn ich ehrlich war tat es das nicht, nicht mal ein bisschen. Sie war von Zeit zu Zeit eine angenehme Gesellschaft gewesen, aber da sie mich schon zwei Mal fast getötet hatte und mehrfach angedroht hatte mir Extremitäten abzuschneiden hielt sich mein Mitgefühl in Grenzen. Zudem hatte ich ein schlechtes Gefühl, sie hatte mich nicht nur mit genommen, weil sie jemanden gebraucht hatte, um aus der Stadt zu kommen, Nein. Sie hatte mehr mit mir vor und was genau dieses „mehr“ war wollte ich nicht herausfinden.
Wir tranken und sprachen über Weiber, Raubzüge und Erlebnisse und planten noch ein wenig. Schließlich erhob ich mich. „Vielen Dank für den Wein die Herren, es war mir eine Ehre mit ihnen Geschäfte zu machen.“, sprach ich mit einem Grinsen auf den Lippen und deutete eine Verbeugung an. „Jaja, lass stecken“, brummte der älteste und machte eine Wegwerfende bewegen. „Wir sehen uns zum Morgengrauen, Dieb und wehe du machst irgendwelche krummen Dinger, sonst schneiden wir dir die Kehle durch und lassen dich ausbluten wie ein Schwein!“ Alle Freundlichkeit war gewichen und diese Drohung war blanker Ernst. Mein Grinsen verlor an Kraft und ich schluckte leicht. „Nein, ich habe einen ehrenvolleren Tod in Planung, keine Sorge.“ Ich neigte den Kopf zur Verabschiedung und verschwand in der Dunkelheit des Waldes.
Dank meines angetrunkenen Zustands kostete es mich deutlich mehr Zeit zu meinem Langer zurückzufinden. Es war in den letzten Stunden noch kälter geworden und mein Atem formte weiße Schleicher, als würde ich eine Zigarre rauchen. Doch leider blieb mir dieser Luxus verwehrt, wie so vieles in den letzten Tagen.
Zara schlief noch immer, als ich endlich die kleine Lichtung gefunden hatte und ohne zu Zögern legte ich mich schlafen. Die Müdigkeit des langen Fußmarsches hatte mich schon lange eingeholt und eine Rast gefordert, diese sollte sie jetzt auch bekommen. Trotz des harten Bodens und der Kälte fiel ich irgendwann in einen unruhigen Schlaf.
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BeitragThema: Re: Der Königsweg   Der Königsweg - Seite 4 Icon_minitimeDo Okt 13, 2016 12:58 pm

Kalter Wind fuhr über Caryns Körper und mehr aus Reflex rollte sie sich ein wie eine Katze, um die eigene Körperwärme zu speichern. Eine Methode, die ihr schon oft zum Weiterschlafen verholfen hatte, besonders in dem kalten Winter ihrer Kindheit. Noch im Halbschlaf zog sie die Beine etwas enger an und driftete zurück in den Schlaf. "Wach auf!", rief eine unbekannte Stimme in ihrem Kopf. Nur noch ein bisschen, Amma, murmelte sie schlaftrunken. Amma war ihre Zofe gewesen, bis ihr Vater sie wegen eines geringen Vergehens gehängt hatte. Doch die Stimme gab keine Ruhe. Mit noch immer geschlossenen Augen griff Caryn nach ihrer Decke, die sie im Schlaf abgeschüttelt haben musste. Doch ihre Finger streiften nur die raue Rinde eines Baumes. Verwundert öffnete sie die Augen und sah direkt auf dem Stamm einer hohen Kiefer. Unter ihr lagen zwei dünne, teilweise zerlöcherte Decken. Der Boden daneben war bedeckt von einer Schicht Nadeln und getrockneten Blättern. Und Amma war nirgends zu sehen.
Caryn setzte sich auf - vielleicht ein wenig zu ruckartig, denn nun war ihr Blick verschwommen und ihr Kopf gab einen kurzen Protestschrei von sich. Sie massierte sich die Schläfen und sah sich dabei mit langsamen, beinahe schlafwandlerischen Bewegungen um. Der Morgennebel bedeckte den Boden. Durch den aufsteigenden weißen Dunst sah sie ein sterbendes Feuer. Die Glut war noch rot, der Rest war niedergebrannt. Wo zur Hölle war sie? Die Frage beantwortete sich von selbst, als ihr Blick an einer weiteren Gestalt hängen blieb. Der Dieb. Er hatte sich auf seinem Lager ausgebreitet und schnarchte leise. Neben ihm lag ein Weinschlauch.
Natürlich, der Wein. Immer noch ihre Schläfen bearbeitend, um so den Kopfschmerz und vielleicht sogar die noch immer keimende Müdigkeit zu verdrängen, lehnte Caryn sich an den Baum hinter ihr und versuchte zu rekonstuieren, was am vergangenen Abend geschehen war. Sie waren zu diesem Platz gekommen, Rogue hatte Feuerholz gesammelt. Sie hatten gegessen. Er hatte ihr den Wein angeboten. Doch wie viel hatte sie getrunken? Da war keine Erinnerung. Verdammt. Hoffentlich hatte sie nicht... Mit einem schnellen Blick überprüfte sie ihre eigene und dann die Kleidung des Diebes. Alles wie gehabt. Erleichtert schloss sie die Augen und war im Begriff, erneut wegzudämmern. Die Fingernägel in die Handballen gepresst hielt sie dagegen an und schalt sich in Gedanken selbst für ihre Schwäche. Sie hätte diesen verdammten Wein nicht trinken dürfen. Niemals. Derart in ihren Selbstvorwürfen versunken, hörte sie die nahenden Schritte der Räuber nicht, die sie unter normalen Bedingungen ganz sicher vernommen hätte. Doch an diesem Tag war nichts normal. Denn heute würde Caryn Forestyr die erste wahre Niederlage ihres Lebens erleben.
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BeitragThema: Re: Der Königsweg   Der Königsweg - Seite 4 Icon_minitimeSo Okt 16, 2016 11:49 am

Ich schlief lang, länger als beabsichtigt, eigentlich hatte ich mir vorgenommen vor dem Morgengrauen schon wach zu sein, aber dank des Alkohols der gestrigen Nacht war ich in einen so tiefen Schlaf gesunken, dass ich nicht mal merkte wie Zara aufwachte.
Langsam und träge öffnete ich meine Augen und sofort grüßte mich das freudig strahlende Sonnenlicht, als wollte es mir reindrücken, das die Zeit für erholsame Träume von schönen Frauen, Wein und Musik jetzt zu Ende waren. Mit einem unzufriedenen Brummen drehte ich den Kopf weg und versperrte dem grellen Licht den Weg an mein Auge. Mein Rücken schmerzte, glücklicherweise nicht all zu stark, aber eben so sehr wie es nach einer Nacht auf hartem Boden eben zu erwarten war. Müde rieb ich mir den Nacken und setzte mich langsam auf. Apropos hart…man konnte mich selbst als Langschläfer bezeichne, aber ein Teil von mir war dies anscheinend nicht. „Morgen...“, brummte ich mit morgendlich rauer Stimme teils zu Zara, die ich an einen Baum gelehnt erkannt hatte. teils zu dem was sich mir unter der Decke freudig entgegen reckte. Und ich dachte schon er friert mir bei dieser scheiß Kälte ab! Mir die Haare aus dem Gesicht streichend sah ich mich um. Die Sonne war gerade erst aufgegangen, Nebelschwaden schwebten über dem von Tau fechten Gras und in der Ferne sang ein Vogel sein Lied. Von den Räubern war noch nichts zu sehen, aber ich wurde das beklemmende Gefühl nicht los beobachtet zu werden. Schmunzelnd bemerkte ich ihre Blicke auf meine und ihre Kleidung. „Keine Sorge, ich hab doch gesagt ich lasse meine Finger wo sie sind“, nuschelte ich, was kurz darauf in ein Gähnen überging. Ächzend stand ich auf und fühlte mich immer mehr wie einer dieser alten Knacker, die sich in den Freudenhäusern junge Mädchen kaufen, weil ihre altes zuhause es nicht mehr bringt. Wenn ich mal so werde bring ich mich selbst um! Schnell verwarf ich diesen Gedanken, bevor mein Gehirn noch ein lebhaftes Bild von mir als alten Sack produzierte.
„Ihr seht müde aus, hier!“ Ich warf der Adelsfrau einen Schlauch Wasser zu und ging zu dem nächst besten Baum, um den verarbeiteten Wein in die Freiheit zu entlassen.
Plötzlich ein Knacken und rascheln im Unterholz. [i]Wird langsam auch Zeit…[i] Gut, dass ich mit dem Rücken zu Zara stand, sonst hätte sie mein hinterhältiges Grinsen gesehen, was angesichts meines Plans vorerst den unbeteiligten zu spielen nicht sehr geschickt gewesen wäre. Ohne mich stören zulassen verrichtete ich meine Notdurft und suchte zwischen den Bäumen nach einer bekannten Gestalt. Mit achtsamen Blicken schnürte ich meine Hose wieder zu – mein Bestes Stück hatte den Morgengruß mittlerweile beendet - und wandte mich wieder an Zara doch genau in diesem Moment trat eine Gestalt auf die Lichtung. Dunkel gekleidet, bewaffnet und mit blutrünstigem Blick das Schwert schwingend. Ich zwinkerte ihm kaum merklich zu und eilte zu meinem Gepäck, um meinen Dolch hervor zu holen. „Räuber!“, rief ich Zara zu die noch immer halb zu schlafen schien. Mit einem markerschütternden Schreit gab er das Angriffskommando und die restlichen fünf Räuber stoben auf unseren Lagerplatz. Die Szenerie musste Furcht erregend für jemanden sein, der nicht darauf vorbereitet war und tatsächlich um sein Leben fürchten musste. Mein Herz schug schneller, auch wenn ich keinen Grund hatte mich zu fürchten, obwohl…was wenn es schief ging und die Nordfrau alle Räuber abschlachtete und raus kam, dass ich sie angestiftet hatte. Sie würde mich als nächstes töten und das vermutlich so grausam, dass ich darum bettelte von meinem Elend erlöst zu werden. Ja, ich machte mir hiermit einen Feind fürs Leben, aber lieber das als in der eisigen Kälte des Nordens einzugehen wie ein Tier.
Der bärtige Alte von Gestern stürzte sich sogleich auf mich und zwei weitere, die jüngsten der Räuber, gingen auf Zara los.
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BeitragThema: Re: Der Königsweg   Der Königsweg - Seite 4 Icon_minitimeSo Okt 16, 2016 6:30 pm

Auch der Dieb schien aufgewacht zu sein. Doch in ihrem benebelten Zustand bemerkte sie das erst, als er ein dumpfes "Morgen" murmelte. Das war auch gleichzeitig das Stichwort, das sie aus einer weiteren Phase des Halbschlafs riss. Warum war sie bloß so müde? Nur der Wein konnte es nicht sein oder? Sie wusste es nicht. Vielleicht könnte sie das Mädchen fragen, die kannte sich sicherlich damit aus... Sie war zu müde, um den Gedanken überhaupt zu Ende zu denken. Verdammt noch eins, was war bloß los mit ihr?!
Vage nahm sie wahr, wie Rogue aufstand und den Wasserschlauch warf. Reflexartig versuchte sie ihn zu fangen, doch er streifte ihre Finger nur und landete neben ihr auf dem Boden. Unwahrscheinlich, dass der Dieb es nicht mitbekommen hatte. Sie konnte das freche Grinsen auf seinem Gesicht schon fast aufblitzen sehen. Zum x-ten Mal an diesem Morgen schalt Caryn sich für ihre offensichtliche Schwäche.
Das kalte Wasser machte ihren Kopf tatsächlich etwas klarer und sie fühlte sich nun in der Lage, aufstehen zu können. Ihre Schritte aren noch immer wacklig, schienen aber fester zu werden. Sie würde das schon hinbekommen. Schließlich sollten sie so schnell wie möglich die Zwillinge erreichen. Erneut trank sie einen Schluck Wasser. Es würde alles gut gehen. Alles gut. Ein letztes Mal rieb sie sich mit den Händen über die Augen und richtete sich dann auf.
Genau in diesem Moment hörte sie Rogue "Räuber!" rufen. Unter anderen Umständen hätte sie ihre Waffen längst gezogen gehabt, denn unter anderen Umständen hätte sie die Attacke bereits viel früher mitbekommen. Aber es herrschten keine anderen Umstände. Caryn war müde und das schränkte sowohl ihre Sinne als auch ihre Schnelligkeit ein. Und so hatte sie gerade erst eines ihrer Messer gezogen, als zwei der Räuber auch schon auf sie zustürmten. Sie warf eines der Messer nach ihnen, dem der Mann jedoch ohne weiteres auswich. Verdammte Scheiße.
Im nächsten Moment waren die beiden auch schon bei ihr. Sie trugen Waffen, machten aber keine Anstalten, Caryn zu verletzten. Vermutlich hatten sie Besseres mit ihr vor. Sie hatte genug davon gehört, was mit Frauen bei einem solchen Überfall geschah. Nur noch ein Grund mehr, diesen Kampf als Gewinnerin zu überstehen. Mit einem leisen Aufschrei wollte sie einem der Räuber das andere Messer in die Bauchhöhle, doch ehe sie sich versah, hielt der andere ihren Arm fest. Mit einer Drehung ihres Handgelenks befreite sie sich wieder und vernahm zugleich ein befriedigendes Knacken. Der Arm des Mannes war gebrochen, Immerhin etwas.
Doch die Faust, die auf ihr Gesicht zuflog, realisierte sie erst wirklich als ihre Nase bereits blutete und der Schwung sie auf den Boden beförderte. Bevor sie sich aufrichten konnte, war der Räuber mit dem gebrochenem Arm über ihr. "Verfluchte Schlampe!", zischte er und trat ihr in den Bauch. der Schmerz breitete sich in Sekundenschnelle aus und machte sie nahezu bewegungsunfähig.
Auch wenn sie allein den Gedanken hasste, drehte sie sich auf den Bauch und rief nach dem Dieb. Rogue! Sie spürte wie mit Blut vermischter Speichel ihren Mundwinkel herunterlief. Der Mistkerl hatte sie wirklich unglücklich getroffen. Doch Rogue war in seinen eigenen Kampf verstrickt, auch wenn es nur einer der Räuber war. Sie wollte ein zweites Mal rufen, doch da wurde sie nach oben auf ihre Füße gerissen. Caryn wehrte sich, doch der Griff war stark, sie kam kaum dagegen an.
"Oh, eine kleine Raubkatze", säuselte der Räuber ihr ins Ohr. "Die sind mir am liebsten. Wir werden eine Menge Spaß zusammen haben, meine Hübsche." Und obwohl sie sich immer noch wehrte, um sich schlug und trat, so gut es ging, wusste sie doch längst: Es war vorbei. Sie hatte verloren. Zum ersten Mal in ihrem Leben.
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BeitragThema: Re: Der Königsweg   Der Königsweg - Seite 4 Icon_minitimeFr Okt 21, 2016 8:38 am

Wow, die Wirkung der Beeren war wirklich erstaunlich. Ich hatte mir nur einen tiefen Schlaf erhofft, damit ich ungestört zu meinen lieben Freunden gehen konnte, doch zusätzlich hatte ich auch noch eine lange Schläfrigkeit, Verlust der Feinmotorik und schlechte Konzentration hervorgerufen. Wahres Teufeslszeug! Es stand außer frage, ob ich sie mit einer höheren Dosis hätte umbringen können, schlussendlich war es also doch gut gewesen, dass ich nicht so viel in den Schlauch bekommen hatte. Eigentlich hätte ich mir einen dramatischen Kampf erwünscht, vielleicht den Tod einer der Räuber, damit sie so richtig rasend wurden, doch es ging alles um einiges schneller als erwartet. Was wohl die Räuber von mir dachten? Sie hatten mir abgekauft, dass Zara ein schwerer Brocken war, aber das spiegelte sie im Moment nicht wirklich wieder.
Während ich halbherzig mit dem Räuber kämpfte, nur um den Schein zu waren natürlich, beobachtet ich was mit Zara passierte und wich immer weiter zurück, um aus ihrem Sichtfeld zu treten. Ihr verzweifelter Schrei klang wie Musik in meinen Ohren. Oh, sie wird sich noch wundern… Die anderen Räuber hatten meine ehemalige Begleiterin fest in die Mangel genommen und sie konnte sich selbst mit ihrem Zappeln keinen Zentimeter befreien. Ich konnte dem jungen Kerl vor mir ansehen, dass er sie auch gern einmal aus der Nähe betrachten wollte und bedeutete ihm knapp, dass wir das Schauspiel beenden konnten. Mir war nicht ganz klar, wie viel sie mir in ihrem jetzigen Zustand abkaufen würde, aber ein Versuch wer es wert. Unauffällig räusperte ich mich und blieb hinter ihr, damit sie mich nicht sehen konnte. „Er hat mich erwischt…“, krächzte ich kläglich und atmete auffällig schneller und hektisch, als wäre ich in Panik. Doch statt wirklich am Boden zu liegen, machte ich mich an ihrem Gepäck zu schaffen und suchte nach dem Gold. Ein paar der Diebe sahen mich flüchtig an und befassten sich dann wieder mit dem weitaus interessanteren Frauenzimmer. Ach, wenn du schon angefangen hast, kannst du es auch noch auf die Spitze treiben… Gespielt außer Atem murmelte ich. [color=#009900]„Es tut mir leid…ich hab nicht aufgepasst!“[/color] Du übertriffst dich wieder mal selbst, alter Junge! –Ach, danke, danke ich weiß! Es war wirklich schwer nicht zu grinsen, oder meine Freude nicht in meine Stimme mitschwingen zu lassen. Betont neutral und mir selbst jegliche Regung des Gesichts verbietend suchte ich weiter und versuchte es so lautlos wie möglich zu tun. Den lüsternen Kommentaren, die hin und wieder zu mir herüber waberten zu urteilen würde sie es eh nicht hören können, sollte ich lauter sein.
Verdammt, hat sie das Gold etwa am Körper? Prüfend hob ich den Kopf und ging auf sie zu, immer noch von ihr abgewandt. Die Räuber hatten sie während dessen in die Senkrechte gebracht und suchten sie nach Waffen ab, naja…sie begrabschten sie wohl eher. Einer hatte es sogar so nötig, dass er ihr direkt zischen die Beine griff und so dreckig grinste, dass sogar mir eine Gänsehaut über den Rücken lief. Nein, mit diesen Kerlen wollte ich nichts zu tun haben und tatsächlich empfand ich ein klein wenig Mitleid für die Frau. Doch langsam wurde es dann doch Zeit die Verschwörung zu offenbaren. Betont lässig mit meinem Messer spielend ging ich einen Bogen um die Gruppe, um dann frontal auf Zara zu zu gehen. „Darf ich mal?“, fragte ich mit einem zuckersüßen Grinsen und schob den Kerl weg, der sie gerade befummelte. „Du schuldest mir noch was…“ Die Räuber hielten sie weiter fest und begutachtetem mich mit fragenden Blicken. Ich hingegen zwinkerte ihr zu und begann nach dem Gold zu suchen. „Wir könnten das hier verkürzen, wenn du mir sagen würdest wo du es hast…“, meinte ich während ich jede Falte ihrer Kleidung nach dem Gold absuchte.
Eine Art Gürtel fiel mir zuerst auf, der für gewöhnlich für Waffen und Messer gebraucht wurde. Interessiert begutachtete ich ihn und fand endlich wonach ich suchte. Grinsend zog ich das Säckchen Gold hervor und wackelte damit vor ihrer Nase. „Na geht doch, es war mir eine Freude mit dir Geschäfte zu machen…man sieht sich!“ Erneut zwinkerte ich und trat zurück, um den Räubern nicht länger den Weg zu versperren. Mit grimmigen Blicken sahen sie mich an und auf den Beuten. Bevor sie noch auf die Idee kamen es mir abzunehmen klärte ich sie lieber auf. „Sie hatte schulden bei mir und wollte nicht zahlen…sind nur zehn Goldmünzen…“ Und somit war ich auch nicht mehr weiter interessant und wurde nicht länger beachtet. Läuft doch wie am Schnürchen und so beschäftigt wie sie mit ihr sein werden kann ich ihr Lager problemlos ausnehmen! Heute war wirklich mein Glückstag.
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BeitragThema: Re: Der Königsweg   Der Königsweg - Seite 4 Icon_minitimeSa Okt 22, 2016 12:15 am

Inzwischen hielt auch ein weiterer Räuber sie gepackt. Mit Knurren und Fauchen wie ein gefangenes Tier wehrte Caryn sich mit allen Kräften weiter, doch ihre Waffen waren unerreichbar und die Männer zu viele. Wäre sie nicht so verdammt müde, hätte sie zumindest eine Chance gehabt, sie abzuschütteln, nach ihren Messern zu greifen und sie verdammt nochmal fertig zu machen. Aber ihr Sichtfeld war verschwommen und ihre Reaktionszeit viel zu langsam, so dass ihr Gestrample rein gar nichts nütze.
Doch die Räuber hielten sie nicht nur fest. Einer legte seine Hand genau über ihre linke Brust und drückte mit einem derben Lachen leicht zu. Eine Welle der Verachtung überspülte sie und mit einem schlangenähnlichen Zischen biss sie ihm in den Finger, bis sie Blut schmeckte. Der Räuber zog mit einem Aufschrei seine Hand weg und antwortete mit einem Schlag in ihr Gesicht, der ihre Ohren zum Klingeln brachten. Dermaßen aus dem Gefecht gesetzt machte sie es der Bande einfach, Caryn zu Boden zu zwingen und damit zu beginnen, sie nach Waffen abzusuchen. Der Einfachheit halber streiften sie ihr das Oberteil einfach über den Kopf, so dass sie nichts mehr außer dem versteckten Waffengurt mit dem Gold darin und einem zusätzlichen Messer bekleidet war. In den Gesichtern der Männer stand nun unverhohlene Lüsternheit. Fehlte nur noch, dass sie anfangen zu sabbern, war ihr verächtlicher Gedanke.
Keine Sekunde später waren da Hände überall an ihrem Körper. Es wäre wohl einfacher und schmerzfreier gewesen, sie einfach machen und anfassen zu lassen, was sie wollten. Doch Caryn war niemand, die kampflos aufgab. Sie wehrte sich noch immer nach allen Kräften. Als eine Hand ganz dreist zwischen ihre Beine wanderte, spannte sie die Oberschenkel an und riss die Beine ruckartig zur Seite, so dass ein äußerst befriedigendes Knacken ertönte. Immerhin ein winziger Triumph in dieser Misere. Nicht so triumphreich war der Tritt in den Bauch, den sie daraufhin kassierte. Caryn biss vor Schmerz die Zähne zusammen und musste sich zusammenreißen, nicht laut aufzustöhnen. Irgendwie würde sie das hier durchstehen. Wenn der Dieb nur... Doch er war verletzt, wahrscheinlich tödlich.
Spätestens das musste der Punkt gewesen sein, an dem sie erkannte, dass es vorbei war. Diese Männer würden sie vergewaltigen bis sie ihrer müde wurden und sie dann wahrscheinlich töten. Den Dieb würden sie in seinem eigenen Blut hier liegen lassen, bis er daran erstickte. Nicht, dass es sonderlich schade um ihn wäre. Doch sie, Caryn Forestyr, würde ganz sicher nicht in einer Massenvergewaltigung sterben. Allerdings sah es aus, als hätte sie keine Wahl. Und da gab sie wirklich auf. Es war nicht nur die Müdigkeit, die in ihrem ganzen Körper steckte und hinter der die Gleichgültigkeit lauerte, sondern auch das Wissen, dass sie nichts tun konnte, um es zu ändern. Das hier war eine Niederlage und sie würde sie nicht überleben.
Die Räuber suchten weiter ihren Körper ab und warfen nacheinander immer mehr Messer ab. Die Finger waren noch genauso da, doch sie ließ sie einfach ihr Werk verrichten. Sie war es müde, sich zu wehren, ohne dass etwas anderes dabei herauskam als noch mehr Schmerzen. Also schluckte sie ihren Ekel hinunter und ließ sie machen. Irgendwann würde es vorbei sein. Irgendwann war alles vorbei.
Als ein Schatten über sie fiel, dachte Caryn zuerst, es sei der Anführer, der sich die ganze Zeit über zurückgehalten hatte, und nun den Anfang tun würde. Doch da irrte sie sich. Da irrte sie sich gewaltig. Als sie zu der Person hochlinste, war es kein bärtiger, grobschlächtiger Räuber. Es war Rogue. Er war nicht tot. Er war nicht verletzt. Er stand vor ihr und forderte eine Schuld an.
Schon vor langer Zeit hatte Caryn gelernt, dass Wut, Hass und Rache starke Antriebe waren. Und nun, hier am Boden, nach einer verheerenden Niederlage, als sie dem Dieb in die Augen blickte, bestätigte sich diese Erkenntnis erneut. Die Gleichgültigkeit, die sie vorhin noch verspürt hatte, wurde nun verdrängt von einer kalten Wut, die sie nur allzu gut kannte. Es war jene Wurt, die Rogue in dieser Gasse beinahe seine Finger und sein Leben gekostet hatte. Jene Wut, die nur noch verstärkt wurde von diesem unermesslichen Verrat. Jene Wut, die sie wieder zum Kämpfen brachte statt wie erstarrt dazuliegen wie ein Reh, das plötzlich erkannt hatte, dass es in der Falle saß und unweigerlich sterben könnte. Und selbst wenn? Selbst wenn sie nicht mehr länger als eine Woche zu leben hätte? Sie würde kämpfend untergehen. Und wenn dieser Kampf sie nur umso mehr Schmerzen kostete, wenigstens hätte sie nicht aufgegeben. Wenigstens hätte sie diesen Teil ihrer Würde behalten. Denn Caryn Forestyr war kein verschrecktes Reh. Sie war eine verdammte Raubkatze und sie würde sich wehren bis zum Schluss. Außerdem konnte dieser Verrat nicht ungestraft bleiben.
Dadurch, dass ihr Widerstand nachgelassen hatte, hatte sich auch der Griff der Räuber ein wenig gelockert. Caryn sah scheinbar gleichgültig zu, wie der verräterische Dieb mit einem breiten Grinsen sein Gold aus dem Gurt nahm und damit vor ihrem Gesicht herumwedelte. In ihrem Mund sammelte sich blutige Spucke. Sie wartete, bis er im Begriff war, aufzustehen und spuckte ihm dann mitten ins Gesicht. Blutiger Speichel tropfte von seiner Nase auf seine Oberlippe. Verräterischer Langfinger, zischte sie ihm entgegen, doch das war lange noch nicht alles. Es war, als hätte die Wut nicht nur die Gleichgültigkeit sondern auch jegliches Schmerzempfinden und die Müdigkeit vertrieben. Pures Adrenalin jagte durch ihre Adern und bevor die Räuber auch nur eine Bewegung machen konnten, um sie festzuhalten, hatten ihre Finger schon eines der Messer umklammert, dass ihre Peiniger noch nicht entdeckt hatten. Eigentlich hatte sie den Dieb damit treffen wollen, doch auch wenn die Müdigkeit beseitigt war, so war ihr Sichtfeld noch immer verschwommen. Das Messer blieb schließlich im Bauch jenes Räubers stecken, der ihr so gierig zwischen die Beine gegriffen hatte. Sie zog es heraus, um noch einmal zuzustechen, doch so weit kam es nicht.
Ein Tritt in den Rücken warf sie herum, doch sie ließ das Messer nicht los, bis sie ein Gewicht auf ihren Fingern spürte. Mit einem heiseren Aufschrei lockerte sie den Griff, nur dass der nächste Tritt sie vor Schmerz aufstöhnen ließ. Blut lief aus einem ihrer Mundwinkel über ihr Gesicht. Von da an waren die Räuber nicht mehr an den Vorzügen ihres Körpers interessiert. Nein, jetzt ging es einzig und allein darum, ihren Kameraden zu rächen, der an seinem eigen Blut erstickte. Tritt um Tritt, Schlag um Schlag, wehrlos musste Caryn alles hinnehmen, doch ihre Augen ließen keine einzige Sekunde Rogue los, der daneben. Ihr Blick war direkt und so erfüllt mit kaltem Hass, dass er noch sein Leben lang Alpträume davon haben würde. Sie wäre fast beleidigt, wenn er es nicht tat.
Selbst als ihre Sicht zu dunklen Farbklecksen verschwamm, ließ sie ihn nicht aus den Augen, selbst nicht, als sie von den Räubern in eine stehende Position gerissen wurde, selbst nicht, als die Bande mit Caryn im Schlepptau zwischen den Bäumen verschwand. Er sollte wissen, dass er sich einen Feind fürs Leben gemacht hatte. Er sollte wissen, dass sie ihn ohne zu zögern töten würde, sollten sie sich je wiedersehen. Er sollte es wissen und dieses Wissen solle ihn wahnsinnig machen. Wenn immer er Schritte hinter sich hörte oder im Halbschlaf vernahm, wie eine Tür zu fiel, wann immer er das Schärfen eines Messers hörte oder einen Schatten hinter sich sah, wann immer er aus dem Schlaf aufschreckte und nicht wirklich wusste warum, sollte er an diesen Blick denken und das stumme, eiskalte Versprechen, das darin lag: Ich werde dich finden. Ich werde dich töten. Und ich werde keinerlei Erbarmen zeigen. Und als Caryn erkannte, dass er die Botschaft verstanden hatte, verzog sie das zerschundene Gesicht zu einem beinahe irren Grinsen, während die Räuber sie in den Wald aus seinem Sichtfeld zogen.

tbc: Das Räuberlager
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BeitragThema: Re: Der Königsweg   Der Königsweg - Seite 4 Icon_minitimeDi Nov 22, 2016 10:22 am

Oh wie herrlich es doch war zu sehen wie die Erkenntnis über meinen Verrat sie langsam aber sicher überkam. Mein Grinsen wurde noch breiter. Ja, du wurdest von dem Kerl reingelegt, den du so unterschätzt hast…lass dir das eine Lehre sein! Ich verzichtete diesmal darauf die mehr als günstige Gelegenheit zu nutzen, um sie zu begrabschen. Sie mochte schöne Brüste haben, doch mir war das Geld in diesem Moment wichtiger, doch ich wollte nichts anfassen was diese Räuber schon in den Händen hatten. Gerade als ich mich aufrichten wollte traf mich etwas im Gesicht. Mit angewidertem Blick wischte ich mir übers Gesicht und die blutige Spucke Zaras weg. „Schlampe!“, zischte ich und hätte sie am liebsten Getreten, doch da kam mir jemand zuvor. Der Anführer trat sie ohne Rücksichtnahme und sie wurde zum Biest. Mit entsetzten bemerkte ich wie ihre Hand zu einem Messer schoss und sie sich frei winden konnte. „Achtu-“ ich fiel unsanft zu Boden und es war bereits zu spät. Wie eine Verrückte stach sie auf den jungen Räuber ein und er ging röchelnd zu Boden. Sie hatte mich töten wollen. Tu nicht so überrascht! Wie betäubt saß ich da und sah zu wie die Räuber sie verprügelten und ihren Bruder rächten. Doch trotz all den Schlägen sah sie mich an, sie durchdrang mich mit ihrem Blick, als wünschte sie er könnte mich wie ein Messer durchbohren und eines qualvollen Todes sterben lassen. Sie starrte mich an und ich starrte zurück. Ich war nicht in der Lage mich zu bewegen, der kleine Sack Gold lag schwer in meiner Hand und kam mir so unglaublich unwirklich vor. Diese Grinsen…dieser Blick! Er würde mich auf ewig verfolgen, in meinen Träumen wenn ich bei den schönsten Frauen lag, die die Bordells dieser Welt zu bieten hatten, wenn ich jemanden tötete…sie würde mich verfolgen. Der Blanke Hass ließ mich erschaudern und schließlich brach ich den Kontakt ab. Sie wird mich töten…wenn sie mich findet, wird sie mich töten…langsam…qualvoll…ich muss weg!! Langsam, wie in Zeitlupe fing mein Gehirn wieder an zu arbeiten, Angst stieg in mir auf und ich konnte nicht umhin mir zu wüschen die Räuber würden sie auf der Stelle umbringen. Bei den Göttern ich wollte ihnen hinterher laufen und es selbst zu Ende bringen, wenn es sein musste. Doch das ging nicht, war ausgeschlossen. Die Räuber selbst würden meinem Leben ein jähes Ende setzen, wenn ich ihnen ihre Beute nehmen würde, nein das konnte ich nicht zulassen. Weg, zurück in die Stadt! Sie wird mich dort nicht finden! Schnell rappelte ich mich auf, stopfte das Bündel unter meine Kleidung und packte mit hasten Bewegungen alles zusammen, was ich für die Rückreise brauchen würde. Bei den Göttern, war das ein Fehler? Zweifel stiegen in mir auf und mein anfänglicher Plan die Räuber auch noch um etwas Bares zu erleichtern war völlig in Vergessenheit geraten. Ich musste fort! Es dauerte nicht lang bis ich alles wichtige zusammen hatte und eilte los in Richtung Süden.


Tbc: Schattengasse
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