Es war ein sonniger Morgen. Die Nacht hatte es leicht gestürmt und Elinor war schon besorgt gewesen, nicht ihren täglichen Strandspaziergang unternehmen zu können. Diese Befürchtung hatte sich glücklicherweise nicht bewahrheitet und so schritt sie nun am Ufer entlang. Kaum einer verirrte sich zu solch einer frühen Stunde, an einem Sonnabend, in diesen Teil der Stadt. Sie selbst liebte ihre frühen Ausflüge, der Bergfried war zwar groß, doch ihr fehlte dort die Luft zum atmen. Alle spionierten einander aus, jeder biss sich an den einfachsten Aussagen fest. Und dann war da natürlich noch die Königsmutter, die sich benahm, als würde ihr Prachthintern nach wie vor den Thron wärmen. Um ehrlich zu sein hatte Eli genug von all dem und sie wäre sicher schon vor Monaten zurück hach Hause gekehrt, hätte ihr Onkel nicht darauf bestanden, sie in der Hauptstadt unterzubringen. Sie nahm an, sie stellte so etwas wie die Tyrell Informationsquelle dar. Innerlich rollte sie ihre Augen. Wirklich viel hatte sie schließlich nicht in Erfahrung gebracht, dafür war Cersei viel zu verschlossen und König Joffrey war solch ein großer Idiot und Grobian, dass sie ihm sooft wie möglich aus dem Weg ging. Er hatte ihre Cousine Megga zum weinen gebracht. Kopfschüttelnd streifte sie über den Sand und genoss das laue Lüftchen, welches ihre Haare in ihr Gesicht wirbelte. Elinor warte einen gewissen Abstand zum Wasser, zum einen weil sie viel zu fein gekleidet war um sich bei der erstbesten Gelegenheit schmutzig zu machen, und des weiteren weil die Wellen immer Algen und weitere weiniger bezaubernde Dinge an den Strand spülten. Einige Angler hinterließen hier ebenso ihre Fischreste, wenngleich eher selten. Doch sie wollte nicht versehentlich auf einem Fischkopf ausrutschen und schlimmstenfalls in den Innereien besagter Wassertiere landen. Königsmund war wirklich nichts für sie, ihr fehlte die Sauberkeit Rosengartens, die Blumen und ihre Familie.
Sie hob mit ihren Händen leicht den Saum ihres Kleides an, als sie einer kleinen Holzplatte auswich. Verwirrt blickte sie auf und entdeckte immer mehr Trümmerteile vor sich liegen. So verträumt wie sie durch die Gegend streift war, war sie nur erleichtert nicht über ein Brückungsstück gefallen zu sein. Die Hellhaarige verlor jegliche Erziehung und schob eine kleine Holzplatte vor sich hin. Zu einem Fass gehörte es erst einmal nicht, schließlich kannte sie sich in der Weinproduktion mehr als nur aus. Im Meer schien etwas größeres zu Schaden gekommen zu sein. Vielleicht ein Boot überlegte sie. Doch dafür waren zu viele Teile ans Ufer geschwemmt worden. Neugierig angelte sie nach einem Stück Stoff unter mehreren Bruchteilen. So zart wie sie anfangs angepackt hatte, sosehr zog sie nun. Als ein kleiner, wenngleich kläglicher laut genau unter besagten Holzlatten zu vernehmen war, entglitt das Material ihren Fingern und unsicher machte sie einen Schritt zurück. Doch als sich weiter nichts zu regen schien, begann sie alles störende aus dem Weg zu räumen, was sich als eine Tortour für ihre Gelenke rausstellte, schließlich hatte sie in ihrem Leben noch nie harte Arbeit verrichtet. Doch die Neugierde lockte sie, zudem konnte sie eine möglicherweise verletzte Person nicht einfach dem Schicksal überlassen. Als sie dann endlich die ganzen Holzabfälle beseitigt hatte erkannte sie eine junge Frau unter all dem Schutt. Die Tyrell tastete sofort nach dem Puls und zog die Brünette dann weiter ans Ufer, dabei landete sie mehrmals undamenhaft auf ihrem Hintern, doch Hilfe war weit und breit nicht auszumachen. Sobald sie trockenen Sandboden unter sich spürte und mehr oder minder mit ihren Füßen darin versank, lies sie von der Dunkelhaarigen ab und setzte sich selbst neben die Unbekannte. Ihr war von der ganzen Arbeit warm geworden, sodass sie sich kurz Luft zu wedelte. So hatte sie sich ihren Sonnabend nun wirklich nicht vorgestellt. „Können Sie mich hören?“, erkundigte sie sich bei der Frau und beugte sich leicht über die Unbekannte. Wie eine Lady sah diese nun wirklich nicht aus, doch es gab schließlich auch nicht nur reiche Damen dort draußen, einige mussten hart arbeiten. Sanft schüttelte sie die Dunkelhaarige, eine Reaktion abwartend.